Die Ausbildung zum Ritter
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Im
Alter von sieben Jahren wurde ich Page und damit aus der Obhut der
Frauen zur Ausbildung den Männern anvertraut. In dieser
Zeit lehrte mich mein Vater zu reiten, zu schwimmen, sich mit den
Fäusten zu verteidigen und zu jagen. Selten wurde ich im Umgang
mit den Waffen gelehrt. Wer viel Geld hatte, konnte sich auch
einen Erzieher dafür leisten.
Als
ich 14 Jahre alt wurde, kam ich als Knappe in das Haus eines
befreundeten Adligen. Hier hatte ich dieselben Pflichten zu erfüllen
wie ein Bediensteter: Ich musste Botengänge für die
Hausherrin machen und meinen adeligen Herrn und dessen Gäste an
der Tafel bedienen. Aber auch meine Ausbildung wurde nicht
vernachlässigt. Vom Hauskaplan lernte ich ein paar Worte Latein
und wurde ein wenig in Religion unterrichtet. Gutsverwalter,
Schatzmeister und Landvogt, die Burgbeamten meines Herrn, lehrten
mich, wie man ein Landgut verwaltet, was mir später in meinem
eigenen Lehen von Nutzen sein würde.
Der
Schwerpunkt meiner Ausbildung lag aber im Waffenumgang. Ich lernte
mit der Lanze gezielt zu stechen, indem ich einer hölzernen
Puppe mit der Lanze genau zwischen den Augen treffen musste, sowie
Schwert, Streitkolben und Streitaxt zu führen .Es wurde sehr
viel Wert darauf gelegt, dass ein Knappe diese Waffen mit beiden
Händen einigermassen gleich gut handhaben konnte.
Aber
ich musste auch von den Stallknechten lernen, wie man ein Streitross
füttert und pflegt, und mein Waffenmeister brachte mir bei,
Schild, Helm und Waffen zu polieren und den Rost von meinem
Kettenhemd zu kratzen.
Während
dieser Zeit durfte ich mich Edelknappe nennen, aber nach kurzer Zeit
schon wurde ich in den Rang des Junkers erhoben. Nun musste ich mit
meinem Herrn an Turnieren teilnehmen und ihn auf Feldzügen
begleiten.
Um
meinen Körper zu stählen und um nicht aus der Form zu
kommen, lief und rang ich mit meinen Kameraden und mit der
Quartierbesatzung um die Wette. Ausserdem übte ich mich auch mit
meinen Kameraden im Schwertkampf. Der Umgang mit dem Schwert war dem
Junker vor dem Edelknappen vorbehalten.
Aber ich
lernte nicht nur zu kämpfen. Ich wurde gelehrt, mich zu
benehmen, besonders bei Tisch oder vor höher gestellten
Personen. Zudem musste ich Tanzen und die Etikette am Hofe lernen.
Auch musste ich verschiedene Brettspiele verstehen und ein Instrument
zu spielen lernen.
Wie ich in den Ritterstand erhoben wurde
Im
Alter von 21 Jahren, als ich meine militärische Ausbildung
erfolgreich durchlaufen hatte, wurde ich zum Ritter promoviert.
Während dieser Zeremonie wurde mir von meinem Herrn und Vormund
das Schwert, das Wahrzeichen des Rittertums, übergeben.
Zuerst
musste ich ein rituelles Bad nehmen, wobei ich mich von meinen Sünden
reinwaschen sollte. Dann legte ich mein Schwert und meine Rüstung
auf den Altar in der Burgkapelle und verbrachte eine ganze Nacht
kniend im Gebet vor diesem. Gekleidet war ich in eine einfache Kutte,
wie sie die Mönche tragen. Diese Nachtwache endete bei
Tagesanbruch mit einer Morgenmesse.
Dann wurde ich in
edle Samtgewänder gekleidet : ein rotes Gewand sollte mich an
die Pflicht mahnen, für die Kirche notfalls mein Blut zu
vergiessen, und schwarze Strümpfe trug ich als Mahnung an den
Tod. Zudem wurden mir meine vergoldeten Sporen, welche mich als
Reiter auszeichneten, mein Waffengürtel und natürlich mein
Schwert übergeben.
Schwertleite
Nun
folgte die Schwertleite. Vor meinen Herrn kniend musste ich den
Ritterschwur wiederholt sprechen. In diesem Eid gelobte ich,
mutig, tapfer und grosszügig zu Freunden zu sein, Verrat und
üble Taten zu meiden, Notleidende zu beschützen, meinem
Lehensherrn zu dienen und meinen Pflichten als christlicher Ritter
nachzugehen. Dann empfing ich von meinem Herren den eigentlichen
Ritterschlag. Er berührte mit der Schwertklinge leicht meine
Schulter. In früheren Zeiten war es nur üblich, einen
leichten Schlag mit der Handkante oder der flachen Hand auf den
Nacken oder auf die Schulter zu bekommen.
Nun
durfte ich mich als voller Ritter erheben und hatte dazu nun das
Recht auf mein eigenes Pferd und meine eigenen Waffen. Ausserdem
durfte ich nun an Turnieren teilnehmen und auf die Jagd gehen, was
dem Adel vorbehalten war. Natürlich wurde es nicht versäumt,
dieses freudige Ereignis mit viel Wein, einem grossen Festessen und
viel Musik und Tanz zu feiern. Meist wurde anschliessend noch ein
Turnier veranstaltet, in dem der junge Ritter zum ersten Mal seine
Kräfte mit den alten und kampferprobten Recken messen durfte,
eine harte Konkurrenz.
In späteren Zeiten gewann die
Kirche immer mehr an Bedeutung bei dieser Zeremonie. Der
angehende Ritter wurde in einer feierlichen Prozession zur Kirche
geleitet, wo ein Bischof selbst an dem jungen Ritter den Ritterschlag
vornahm. Dies sollte den jungen Ritter an seine kirchlichen Pflichten
als Christ erinnern.
Es kam auch oft vor, dass ein
Knappe, der sich auf dem Schlachtfeld bewährt hatte, noch vor
Ort zum Ritter geschlagen wurde. Dies war meist eine eilige und recht
hastige Angelegenheit.
Nun
war ich also Ritter mit allen Rechten und Pflichten und musste mich
bemühen, durch Tapferkeit und Mut auf mich aufmerksam zu
machen, um vielleicht einmal mein eigenes Lehen zu erwerben, eine
Burg und Hof zu bekommen, mein eigenes Gefolge zu leiten, und
vielleicht würde ich dann auch ein treues Weib freien können
und dadurch sogar noch eine Mitgift oder vielleicht eine Erbschaft
zu bekommen. Vielen jungen Rittern blieb dies verwehrt, und sie
blieben als Junggesellen und Ritter bis an ihren Lebensabend im
Dienst ihres Herrn.
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