Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Romanisches Seminar
Proseminar 1: Einführung in die spanische Literaturwissenschaft (SS08)
Dozent: Marco Thomas Bosshard
Protokollantinnen: Sarah Wagner, Viktoria Buchhammer
1. Interpretation
Interpretation (v. lat. interpretatio „Auslegung, Übersetzung, Erklärung“) bedeutet im allgemeinen oder alltäglichen Sinne das Verstehen oder die Deutung der zugrundegelegten Bedeutung, Aussage oder des Kontextes.
Es ist notwendig zu wissen, was andere Interpreten über einen bestimmten Text gesagt haben, damit man ihn selbst überhaupt interpretieren kann.
1.1 Hermeneutik
Hermeneutik als Kunst der Auslegung; Begriff: Hermes ist das Medium; der Götterbote übermittelt den Menschen den Götterwillen in verschlüsselter, auslegungsbedürftiger Form
→ der hermeneutische Zirkel ist eines der ältesten Texterklärungsmodelle
Ursprüngliche Anwendungsbereiche sind die Theologie und die Jurisprudenz (Rechtswissenschaft). Im 19. und 20 Jh. Ergänzung durch eine Theorie des Verstehens. Besonders das Verstehen heiliger Texte ist eine heikle Angelegenheit, da sie als Deutungskanon überliefert werden. Es gibt nur eine richtige Interpretation, bei säkularen Texten dagegen mehrere.
1.1.1 Hermeneutischer Zirkel
Vorgehensweise beim hermeneutischen Zirkel:
Vorverständnis
Wechselspiel von Information und Deutung, von Hypothesenbildung und Schlussfolgerung und von Fragen und Wissen
Verständnis des Einzelnen ist nur möglich, wenn das Verständnis des Ganzen gegen ist und umgekehrt
Weltsicht
↓
Hypothesenbildung über das Ganze
↓
Analyse der Teile (spiralförmiges Fortschreiten)
↓
Schluss von den Teilen aufs Ganze
↓
Neuperspektivierung der Teile im Rückschluss vom Ganzen
1. 1. 2 Horizontenverschmelzung
Verstehen wird als produktiver Akt gesehen, in dem der Verstehungshorizont des Interpreten mit dem Horizont des Werkes verschmilzt.
Frühere Horizonte werden weder überschritten noch falsifiziert.
Es geht nicht um „besser“, sondern um „anders“ verstehen (vom historischen Prozess abhängig)
Zirkel oder Spirale?
Im Zentrum steht die Iteration (endlose?), d.h. die ständige Wiederholung
2. Epos und Epik
2.1 Definitionen
Epik (griechisch: „zum Epos gehörende Dichtung“) ist neben der Dramatik und der Lyrik eine der drei großen Gattungen der Literatur und umfasst erzählende Literatur in Vers- oder Prosaform. Man spricht auch oft von Narrativik.
Epos (griechisch „Wort, Vers“, dann auch „die Erzählung, das Gedicht“) ist eine der Hauptformen der erzählenden Literatur (der Epik). Epos ist die früheste Ausprägung der Epik.
Epen berichten in gebundener Sprache und in einer gewissen Breite und Ausführlichkeit von einem bedeutenden, als historisch real verstandenen Ereignis. Unter der gebundenen Sprache versteht man eine künstlerische Sprache, die ein Versmaß oder einen Sprechrhythmus sowie eine Sprachmelodie (z. B. Reim) aufweist; durch eine durchlaufende, gebundene Sprache entsteht der Vers.
Charakteristisch für das Epos ist:
Narrativität (Erzählung)
Versform (in der Antike z.B. Hexameter)
epische Breite (beträchtliche Länge des Textes)
(epischer Held)
2.2 Michail Bachtin: „Epos und Roman“
Drei Merkmale des Epos:
Gegenstand des Epos ist die nationale epische Vergangenheit. Das „vollkommene Vergangene“ in der Terminologie Goethes und Schillers;
Als Quelle des Epos dient die nationale Überlieferung (und nicht die persönliche Erfahrung und die aus ihr erwachsende, freie Erfindung);
Die epische Welt ist von der Gegenwart, d.h. von der Zeit des Sängers (des Autors und seiner Zuhörer), durch eine absolute epische Distanz getrennt.
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