MENSCHENGRUPPEN DES JUDENTUMS ZUR ZEIT JESU 6C PHARISÄER

MENSCHENGRUPPEN DES JUDENTUMS ZUR ZEIT JESU 6C PHARISÄER






Überschrift

Menschengruppen, des Judentums zur Zeit Jesu

6c


Pharisäer


Für die Pharisäer ist das Reich Gottes die vollkommene Herrschaft Gottes am Ende der Zeiten durch seine Gebote in seinem Volk und durch sein Volk in der Welt und zu deren Segen.

Vor dem Gottesreich erwartet man ein Endgericht, zu dem auch die Toten auferweckt werden. Je nach Erfüllung des Gotteswillens in ihrem Leben werden die Menschen dabei als der Aufnahme ins Reich Gottes würdig oder unwürdig bewertet.

Heraufgeführt wird diese Endzeit durch den Herrschaftsantritt eines nationaljüdischen Messias, eines Nachkommens Davids, der der Fremdherrschaft nach außen und der Untreue gegen Gottes Gebote im Innern ein Ende bereitet.


Diesem Endziel dient pharisäisches Leben; aufgeregte Spekulationen über einen nahen Anbruch der Gottesherrschaft lehnen sie ab, politisch - gegenüber den Römern oder rom- hörigen Herrschern - sind sie nicht aktiv, religiös treten Opfer, Tempelkult und die Rolle der Priesterschaft zurück.

Ihre ganze Konzentration gilt dem Studium und der Anwendung der Thora in allen ihren Auslegungen im alltäglichen Leben. Ein Volk, das den Willen Gottes im Leben lückenlos verwirklicht - das ist der Wunsch der Pharisäer, das ist, auch die Voraussetzung für den Herrschaftsantritt des Messias. Diese Bedingung für den Anbruch des Gottesreiches und die eigene Teilhabe daran zu schaffen, ist ihr Ziel. Das bedeutet freilich neben der eigenen Erfüllung von Geboten auch, dass man keine Gemeinschaft pflegen kann mit Menschen, die diesem Ziel entgegenstehen, weil sie die Gebote nicht einhalten wollen oder können: Römer, Zöllner, manche Kranke, "Sünder", Arme. Deren Chancen im Reich Gottes sind so gering wie ihr Beitrag zu seiner Verwirklichung. Distanz zu ihnen ist daher Gottes Gebot, denn sie stören vor Gott das Bild eines für ihn bereiten Volkes.


Wer wie Jesus diese Distanz missachtet, muss als Hindernis auf dem Wege Israels und der Welt zum Reich Gottes gesehen werden.


Merksatz: Die Pharisäer (religiöse Eiferer) und ihnen verwandte Gruppen wollten durch verschärfte Auslegung und Beobachtung des mosaischen Gesetzes die Gottesherrschaft gleichsam herbeizwingen.



Zeloten


Für die Zeloten ist das Reich Gottes vor allem das Ergebnis einer nationalen Selbst- befreiung von römischer Fremdherrschaft und einer revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft im Innern. Ähnlich wie die Pharisäer sehen auch sie die strenge Anwendung der jüdischen Gesetze im Leben des Volkes als ihr Ziel. Wichtige Hindernisse sind für sie dabei die Kluft zwischen Armen und Reichen sowie die Durchdringung des Volkes mit fremden Herrschafts- und Lebensformen.

Auch sie warten auf einen Messias, den sie sich als militärischen Aufstandsführer vor- stellen, der im Auftrag und mit Hilfe Gottes die Freiheit von den Römern erringen und ein Reich der Gerechtigkeit aufrichten wird.

Die Zeloten glauben, - anders als die Pharisäer - dass sie berufen seien, durch Steuerboykott, einzelne Gewalttaten gegen Römer und durch Vorbereitung eines Aufstandes das Werk des Messias politisch aktiv einzuleiten, das Auftreten des Messias durch den Beginn des Kampfes sozusagen heraufzubeschwören und mit ihm die Herrschaft Gottes zu errichten.


Merksatz: Die Zeloten (revolutionäre Eiferer) verstanden die Gottesherrschaft vor allem politisch: Sie glaubten, man müsse die Römer und alle anderen Unterdrücker gewaltsam aus dem Land treiben, dann werde Gott diese Aktionen siegreich zu Ende führen.




Essener


Die Essener rechnen mit dem baldigen Ausbruch eines endzeitlichen Krieges und dem

Sieg der "Söhne des Lichtes" - dazu rechnen sie vor allem sich selbst - über die "Söhne

der Finsternis" - das ist der Rest des Judentums, besonders der religiös und weltlich mächtigen Kreise, sowie die heidnische Welt. Sie verstehen sich als den "heiligen Rest" Israels, mit dem Gott sein Endreich errichten wird. Als Anführer erwarten sie zwei Messiasse, einen königlichen als weltlichen Befreier und Herrscher und einen priesterlichen als Wiederhersteller des für verdorben gehaltenen Jerusalemer Tempelkultes. Anders als die Zeloten scheinen sie sich nicht militärisch oder politisch aktiv auf den Endzeitkrieg einzustellen, etwa durch besondere Bewaffnung. Der Sieg im Niederwerfen der bösen Welt wird ganz der Macht Gottes anheimgestellt. Die Aufgabe der Essener ist allein die Vorbereitung auf ihre Herrschaftsrolle im Reich Gottes. Dabei ist entscheidend, jede Verunreinigung oder Vermischung mit der Welt der "Finsternis" zu meiden und schon jetzt ein nur auf Gott gerichtetes, von der Welt unberührtes Leben zu führen.

Zwar gibt es die Essener - wie neuere Forschungen ergeben - überall im Lande, die Elite,

das Zentrum jedoch stellen klosterartige Gemeinschaften in der Wüste am Toten Meer dar. Ihr Leben ist bestimmt durch strenge kultische Regeln und Reinheitsvorschriften, genaue Einhaltung des jüdischen Gesetzes, Studium eigener und alttestamentlicher Schriften, einen asketischen Lebensstil, rigorose Unterwerfung unter die Regeln der Gemeinschaft und entschiedene Distanzierung von der Außenwelt.

Da das Ziel ist, Gott eine "reine", ihm angemessene Elite für die Herrschaft in seinem Reich bereitzustellen, können "Sünder" oder "Unreine" in den Reihen der Essener nicht geduldet werden.



Gemeinsamkeiten:


Der Reich-Gottes-Erwartung der drei geschilderten Gruppen ist gemeinsam:





Materialblatt erst. von R. Stiehl Thema: Jesus Christus

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